Das glaubt einem doch kein Mensch

Morgens ein Runde durch den Pool, einen Riesenpott Kaffee, Rüherei mit Speck und dann für ein paar Stunden abtauchen am Schreibtisch. So habe ich mir früher ein Leben als Schriftstellerin erträumt. Ohne Stress, ohne Hektik, einfach nur gemütlich vor sich hinleben und in Ruhe schreiben können. Und so sieht es in Wirklichkeit aus:

Kein Pool und die Mitgliedskarte im Fitnessclub ist seit Wochen unberührt. Die morgendlichen Schwimmrunden in der Zehlendorfer Welle sind der morgendlichen Runde am Computer zum Opfer gefallen, was zumindest den Runden meines Bauches sehr zugute kommt.  Punkt sieben sitze ich am Schreibtisch. „Aber heute schreibe ich nur! “ lautet die Ansage, die ich spätestes um 7.05 wieder vergessen kann. Denn bereits jetzt schreit die Mailbox: „Action!“ Da sind die entzückenden Lesermails, die ich unbedingt beantworten WILL. Und dann sind da die interessanten facebook-Eintragungen, die ich auch unbedingt beantworten WILL. Zumindest das mit dem Riesenpott Kaffee habe ich hingekriegt, bis mein Mann nach Rüherei mit Speck ruft. 

Es ist bereits 9.00 Uhr und ich habe noch nicht mal die geschäftlichen E-Mails gecheckt. Denn von irgendwas muss der Mensch ja leben, man hat ja auch noch einen Brotberuf. Um 9.00 Uhr kommen die exakten Zahlen des Tages von Kindle und das ist jeden Tag aufs Neue spannend.

Warum ich trinke

 

 Heute früh habe ich das irgendwie verpasst, Punkt 9 war ich im Bad. Ich höre meinen Mann, der mir im Büro gegenüber am Schreibtisch sitzt, laut lachen. „Was ist los, Schatzi“, frage ich, als ich um seinen Schreibtisch herum den meinen ansteuere. „Du hast Platz 2 verloren“, sagt er. Und wieso lachst du dann, du A…, denke ich und drücke auf den amazon link. Zugegeben, wir haben gestern Abend mehr getrunken, als unserer Leber gut tut. Wir essen und trinken seit Wochen mehr als  uns gut tut. Offensichtlich reagieren wir auf all die tollen, positiven Veränderungen genauso wie auf negativen Stress. Also war ich darauf gefasst, doppelt zu sehen. Aber nein, der Schreibtisch kreiste um den Computer, da stand Platz 1.

 Zurück auf Platz 1!

Nein, ich bin nicht laut heulend um den Schreibtisch gelaufen wie Winnetou auf Kriegspfad. Ich habe nicht geschrien, gelacht, gejubelt. Ich habe es nicht gefasst. Das dritte Mal auf Platz 1. Das erste Mal hat es eine Woche gedauert. Das zweite Mal sechseinhalb Wochen. Und jetzt einmal Erde und zurück. Danke, danke, danke, ich denke das und muss es schreiben. Allen Lesern danken.

Es ist elf Uhr und ich habe immer noch keine Zeile von meinem neuen Roman geschrieben. Aber inzwischen die geschäftliche E-Mailbox gecheckt. Für das Cover von meinem neuen Buch „Das 5. Gebot“ habe ich eine Ausschreibung gestartet. Jetzt wollen ein paar Designer das auf Englisch haben. Also übersetze ich den Ausschreibungstext. The Fifth Commandment. Thou shalt not kill! Hört sich irgendwie sehr nach Yorkshire an. Wobei Onkel Willy, einer der Protagonisten meines neuen Romans, aus Sheffield kommt. Und der pflegt seinen Akzent so wie andere Leute ihren Vorgarten.

Es ist zwölf Uhr, als ich endlich bis zu der Mail von Create Space vorgedrungen bin. Dort habe ich nämlich „Der 7. Tag“ hochgeladen, damit all die netten Menschen, die sooo gern das Buch verschenken würden, noch vor Weihnachten etwas in die Hand kriegen. Und nun soll ich das Wunder der Technik bestaunen. Ach, sieht das gut aus! So schön rot. Und Hanspeter Ludwig hat es so schön gesetzt. Danke Hanspeter, ich war total begeistert, als mir das Cover in 3-D entgegen funkelte. Aber was ist das? Och nö, nicht schon wieder! Da ist ein Satzfehler auf dem Cover. Den natürlich nicht Hanspeter Ludwig gemacht hat, sondern ich. Und den ich beim dreimaligen und viermaligen und fünfmaligen und sechsmaligen Korrekturlesen nicht gesehen habe. Es fehlen die Anführungszeichen vor dem ersten Wort auf dem Covertext. Mist. Alles nochmal von vorn. Also Hanspeter anpiepen, der macht Änderung, dann das Cover neu hochladen, alle anderen Angaben bestätigen…. es ist inzwischen halb zwei und ich habe immer noch kein einziges Wort geschrieben.

 

Schnell nochmal die Mailbox checken. Ein Verleger gibt nicht auf. Er hat mich nächste Woche zum Essen eingeladen. Ich bestätige den Termin. Buß- und Bettag, wie passend!  Oh Mist, ich habe die Mail an die Slowakische Übersetzerin vergessen. Schnell noch die beantworten. Zeit zum Mittagessen. Heute gibt es Wurstsalat. Tüte aufreißen kann auch mein Mann und der Wurst Salat mit Käse von Aldi ist echt lecker.

 

Es ist halb drei und ich habe immer noch keine einzige Zeile an meinem Roman geschrieben. Dafür habe ich beim Mittagessen entschieden, so ein Tag wie heute muss im Blog festgehalten werden. Christa Schmidt-Lotz hatte die Idee, das als Buch herauszubringen. Titel: Wie man ein e-book ver-legt. Oder „Schrei im Containerhafen“. Schnell nochmal die Kindle-Bestsellerliste checken.


Zurück auf Platz 2!

 

Also schreibe ich jetzt einen Eintrag. Dieser kurze Ausflug in den Olymp muss doch im Blog festgehalten werden. Aber dann, ich verspreche es, dann werde ich an meinem geliebten neuen Buch  weiterschreiben. Ich bin gerade in einer wirklich spannenden Szene, meine Protagonistin Vicky läuft  in das nächste aufgeklappte Messer. Hach, ich freu‘ mich drauf. Will sagen:

 

Es ist halb vier. Vicky, ich komme!

One thought on “Das glaubt einem doch kein Mensch

  1. Hallo Frau Lubitsch, ich lese aktuell „Der 7. Tag“ und möchte dann eine Rezension auf meinem Blog veröffentlichen. Normalerweise fotografiere ich dazu immer meine Bücher; geht beim E-Book natürlich nicht.

    Gibt es eine Möglichkeit, das Cover als Bild-Datei zu erhalten? Das wäre sehr schön. Für eine Kontaktaufnahme steht meine E-Mail-Adresse im Impressum.

    Wie ich Rezensionen schreibe? Beispiel:
    http://feedbackpositiv.blogspot.de/2012/08/das-buro-direktor-beerta.html

    „Der 7. Tag“ gefällt mir übrigens bis jetzt sehr gut! Ich fiebere schon dem Ende entgegen 😉 Viele Grüße aus Stuttgart, nakura

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