Wells Fargo – als die Briefe noch mit der Postkutsche kamen

Bevor man für ein halbes Jahr nach Amerika geht, macht man ja alles: die Steuererklärungen, sein Testament, prüft sämtliche Konten, kümmert sich darum, dass jemand nach der Post schaut, benachrichtigt die Nachbarn – kurzum, bevor man endlich im Flieger sitzt wird es hektisch. So hektisch, dass ich glatt übersehen habe, dass meine Scheckkarte nur noch bis 31.12.2013 gültig ist. Die Bank hat mir auch eine neue geschickt, die kam natürlich glatt drei Tage nach unserer Abfahrt.

Wie gesagt, man kümmert sich ja darum, dass jemand nach der Post sieht, in diesem Falle meine ehemalige liebste Mitarbeiterin Brigit Grigoriou. Und die hat mich natürlich sofort angebeamt, dass die Karte gekommen sei. Okay, schreibe ich zurück, schick sie per Fedex. Nun wäre meine Birgit nicht meine liebste Mitarbeiterin gewesen, wenn sie nicht jeweils die günstigste Lösung für egal was gefunden hatte, also hat sie das Ding nicht per Fedex sondern per Postwertbrief geschickt. Das kostete „nur „30 €“ und ab ging sie, die wilde Luzie.

Aber bis zum 31.12. kam ich ja noch in mein Bankkonto ohne diese vermalledeite Karte rein. Dachte ich. Aber nein, die Bank hatte sich überlegt, dass ihre Passwörter zu kurz waren und hat deshalb auf diese Passwörter umgestellt, die sich kein Mensch merken kann. Geben Sie noch ein Zeichen dazu, einen Großbuchstaben, eine Nummer, etc. Raus kommt dann sowas wie
Mutti2goistdiesesesscheißwortimmernochnichtzuende. Nun hatte ich da immer ein Passwort mit 5 Zeichen, da ich mir das aber nur merken konnte gab ich regelmäßig 6 ein, was ja nicht so schlimm war, denn sechs Zeichen nahm das Ding ja nicht an. Also kam ich mühelos in diesen Account. Und plötzlich von einem Tag auf den anderen nicht mehr. Als ob ich es geahnt hätte, habe ich genügend Bargeld mitgenommen, um mindestens drei Monate ohne Bank zu überstehen.

DSCN0553Warten auf die Postkutsche?

Nach einigem Hin und Her kam ich selbst auf den Gedanken, dass nun plötzlich diese sechste Zahl angenommen und als falsch gewertet wurde. Und Simsalabim, drin war ich und konnte nun mühelos auf Mutti2goistdiesesscheißwortimmernochnichtzuende umstellen.
Mehrere Mails und Telefonate mit der Bank bestätigten mir dann, dass man meinem Account nun ein neues Passwort zugeordnet habe.

Aber es wurde der 1. Januar und der Wertbrief für 30 € war immer noch nicht eingetroffen. Ich bat meine Birgit, bei der Post doch mal einen Suchauftrag zu schalten, denn unser Spiegel kam pünktlich jede Woche am Mittwoch. Ging also, das mit der Post. Die Post teilte Birgit dann mit, dass der Brief am 14. Dezember in Amerika eingetroffen sei, danach verlor sich jede Spur.

Also wieder einen Brief an meine Bank, um das Ding sperren zu lassen. Rückantwort: Bitte rufen Sie die 0800 Nummer an, um zu sperren und halten Sie ihr Telefonpasswort bereit. Weil ich natürlich meine Telefonpin mitgenommen habe und wenn ich sie mitgenommen habe, wohin habe ich sie geschrieben??????
Nein, ich wiederhole jetzt nicht, mit welchen Worten ich diese Mailschreiber laut beschimpft habe. Aber soviel sei verraten: es kamen etliche Wörter mit f darin vor.

Ich habe eine Weile gezögert, weil ich dachte, na, vielleicht kommt sie ja noch. Mal sehen, was der Nachforschungsauftrag bringt. Wie gesagt, er brachte: am 14. an die USA ausgeliefert.

Ich habe meine Bank beauftragt, mir eine neue Karte auszustellen, die meine Birigit mir Mitte Februar, wenn sie nach Cape Coral kommt, mitbringen kann. Und dann habe ich die 0800 Nummer angerufen, die natürlich von hier aus nicht funktioniert. Also die richtige Nummer angerufen, besetzt. Und nochmal. Endlich bin ich mit dem Automaten verbunden. Nach einer Viertelstunde ist meine Karte dann gesperrt.

Ich laufe mal schnell zum Briefkasten, mal gucken, ob der neue Spiegel da ist. Man ahnt es, ja, da ist eine Benachrichtigung im Briefkasten, man hätte uns nicht angetroffen (von wegen, wir waren zu Hause!) und ein Brief von Birgit sei bei der Post in Cape Coral für uns hinterlegt.

Also auf zur Post in Cape Coral, 9. Ave. SE. Also um die Ecke, ungefähr 12 km entfernt. Zunächst mal findet zwar TomTom die Post aber wir nicht. Denn ausgeschildert ist hier nichts, da steht auch noch das City Center und es gibt alle 20 Meter einen anderen Eingang. Nach einer Viertelstunde Suchen und mehrere Leute fragen, dann endlich: Nika läuft auf dem Postamt auf.

Es ist genauso voll wie auf der Post in Zehlendorf einen Tag vor Heiligabend. Aber es geht schneller. Ich stehe zwar hinten in der Reihe aber plötzlich erscheint eine Frau mit einem kecken Karnevalshütchen und fragt jeden, was er will. Ich zeige meine Karte, sie winkt mich aus der Reihe an einen Extraschalter. Und siehe da, da ist sie, meine Karte. Ich frage, wieso das so lange gedauert hat, sie sagt, das weiß sie nicht, der Brief sei am 22. Januar bei ihnen aufgelaufen und am 23. Januar ausgeliefert worden. Aber man hätte mich ja nicht angetroffen. Wie zuhause!

Ich will eine Bestätigung, denn die nimmt mir natürlich den Zettel weg, auf dem die Einlieferung bestätigt ist. Keine Bestätigung. Wir haben mit der deutschen Post nichts zu tun. Nee. Ist mir klar. Aber wozu haben wir eigentlich 30 € berappt? Dafür, dass ich die Karte habe sperren lassen müssen. Die Karte ist am 10. Dezember in Deutschland abgeschickt worden und am 24. Janaur halte ich sie endlich in meinen Händen. Hinten auf dem Brief prangt ein großer Aufkleber: Maestro Card. 30 €.

Auffälliger geht’s wohl nicht, oder?

5 thoughts on “Wells Fargo – als die Briefe noch mit der Postkutsche kamen

  1. Liebe Nika,

    Ich muss Dir einfach mal sagen, dass Du die Größte bist und wunderbar schreibst. Deine Bücher verschlinge ich mit ebensolchem Riesenappetit wie Deine Blogeinträge!

    Hab weiterhin eine schöne Zeit in den Staaten, berichte uns von Deinen dortigen Erlebnissen und schreibe noch ganz viele tolle Bücher – denn Du bist großartig!

    Alles Liebe
    Ursula http://www.gloriafrost.de

  2. Hallo, Nika,

    ich bin ein neuer Fan von Ihnen, großartiger Plot – Kudamm 216 – und spannende Charaktere.

    Claudia Lardon-Kattenbusch

  3. Ich finde allerdings die Ausstattung Ihres TB nicht angemessen. Da hätten Sie besseres verdient… Da hat sich MVG nicht wirklich ins Zeug gelegt mit dem Printit-label. Oder sehen Sie das anders?

    Ich sehe Sie anders / woanders …?

    Habe Kudamm 216 in 2 Nächten durchgelesen. Bin gespannt auf mehr 🙂

    Lust, mit mir Kontakt aufzunehmen? Ich arbeite seit einem halben Jahr nicht mehr als Verlegerin auf eigenes Risiko, sondern bin Agentin – habe schon gute Deals abgeschlossen für eine handvoll Autoren. Ulrike Plessow von buchcontact kennt mich auch recht gut …

    Wenn Sie sich bei mir melden wollen: claudia.lardon@lardon-media.com

    Herzliche Grüße, C L

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