Vorgestern im Walmart: Ich suche kalten Tee. Unsweetend. Kein Tee, weit und breit. Endlich begegnet mir ein Mitarbeiter von Walmart. Ich frage ihn: „Sorry, where do I find the tea?“. Er bleibt stehen und fragt: „Cheese?“ „No“, sage ich, „tea.“ „Ah“ sagt er, „cream cheese“.
Ich buchstabiere: „Tii, Iihh, Äj“. Er nickt und zeigt Richtung Kühlregal mit dem Käse. „Over there“. Das Gespräch hat ein anderer Kunde mitbekommen, der sagt: „She wants tea“. „Ah, tea!“
Das passierte mir hier nicht zum ersten Mal. Du fragst nach Gin und sie verstehen nicht. Nach dreimaliger Nachfrage lächeln sie dann und sagen: Oh, Gin! Was natürlich dazu führt, dass man anfängt, an seinen Sprachkünsten zu zweifeln.
Besonders schlimm ist das abends, wenn ich meinen Betthupferl-Krimi sehen will. Also „Castle“ kann ich vergessen, die nuscheln derartig, dass ich nicht einen Ton verstehe. In der größten Not ziehe ich mir Criminal Minds rein, die ich zu Hause nie mochte, aber die sprechen wenigstens ein Englisch, das ich halbwegs verstehe.
Wir sind ja Fans von Gayle Tufts. Es passiert uns ganz oft, dass wir das Gefühl haben, in einem Sketch von Gayle gelandet zu sein. Ihre Parodie einer Kellnerin, „Hi, my name is Sally“ fällt uns in jedem zweiten Restaurant an. Wir verstehen die Mädels einfach nicht. Die reden wie Dieter Thomas Heck dreißig Sekunden vor Ende der ZDF-Hitparade. In Akzenten, die sonstwer verstehen mag, wir jedenfalls nicht. Wenn man dann sagt: „Sorry, I didn’t understand“, wiederholen sie das Gleiche in der gleichen Geschwindigkeit.
Zunächst also kamen wir zu dem Schluss: Wir sind alt geworden, können nicht mehr so schnell umschalten, haben unser Englisch vergessen. Starker Tobak für zwei Menschen, die ihr halbes Leben in Englisch verhandeln mussten.
Aber dann guckt man alte Filme auf TMC. Und siehe da, da nuschelt keiner, man versteht jedes Wort. Wir schauen uns historische Videos von der Gegend an: niemand nuschelt, glasklar zu verstehen.
Dass wir nicht an unseren Englischkenntnissen verzweifelt sind, verdanken wir aber dem netten Gemüsemann bei Publix. Ich fragte ihn: „I am looking for pasta?“ Antwort des Obstmannes: „Row A“. Man guckt oben auf die Anzeigen, es gibt 1, 2, 3, 4…. aber eine Reihe A ist nicht zu finden. Man fragt noch mal, kriegt wieder die Antwort: „Row A“. „There is no row A“, man möchte es fast schreien. Der nette Obstsortierer lässt die Melonen fallen und geht mit, einmal quer durch den ganzen Supermarkt. Dann zeigt er auf Reihe 8 und sagt: „Row A“. „Ah, Row eight! Thank you!, very much, Sir!“
Es liegt gar nicht an unseren Englischkenntnissen. Es liegt an Florida. Hier kommen Menschen aus allen Teilen der Vereinigten Staaten zusammen und aus dem Rest der Welt gleich mit. Und jeder bringt seinen Akzent mit. Was dabei herauskommt ist eben: Row A. Nicht wir sprechen schlecht Englisch, sondern „Hi, my name is Sally, I’m your waitress tonight“ hat einen Virginia-Akzent, den jemand, der aus Seattle kommt, wahrscheinlich ebenso schwer versteht wie wir.
Und was ist jetzt mit Castle? Der spielt schließlich nicht in Florida. Braucht er auch nicht. Denn wenn wir uns mal deutsche Filme vor Augen führen, dann stellen wir fest, dass die Sprache in neuen Filmen ja auch eine andere ist als in Filmen der 70er Jahre. Weil auch wir unsere Sprache schleifen, und unsere Migranten neue Sprachmuster einbringen.
Auf neudeutsch gesagt: So muss Sprache. It’s awesome!
In den neuen deutschen (TV-)Filmen ist weniger geschliffen, sondern wird vor allem genuschelt. Das muss nicht. Das ist einfach nur schlechte Arbeit, wegen Zeitdruck aus Geldmangel. Weil von Jahr zu Jahr die Drehtage pro Film gekürzt werden, fehlt die Zeit, Szenen so oft zu wiederholen bis sie gut sind.