Davon träumen alle Schriftsteller: der Film zum eigenen Buch. „Das ist wie ein Ritterschlag“, sagte ein Kollege. „Das Sahnehäubchen“, ein anderer, „die Krönung“. Träumt weiter. Ich habe das große Glück, in der Realität angekommen zu sein. Und das Wort Glück meine ich wörtlich. Ich hatte einfach Glück, nicht das bessere Buch, nicht den tolleren Stoff, sondern den richtigen Leser zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Und dann begann eine Reise in eine Welt, die so ganz anderes ist als die Welt der Roman-Autoren.
Nach der ersten großen Freude, dass sich überhaupt eine Produktionsfirma für deinen Film interessiert, kommt die wichtigste Entscheidung. Bei mir waren es gleich mehrere Filmproduktionen, die Rechte an „Der 7. Tag“ erwerben wollten. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Denn die Entscheidung war nicht nur für oder gegen einen Produzenten (wie gut, dass einige dabei waren, die sogar ich vom Namen her kannte), sondern auch für die Art des Films. Kino oder Fernsehen? Mir war gut gemachter Lerchenberg lieber als Hollywood, weil damit im Zweifel mehr Menschen in Deutschland erreicht werden.
Ich habe mich also für Oliver Berben und Moovie – The Art of Entertainment (Constantinfilm) entschieden. Weil mir die Filme, die Oliver Berben für das ZDF produziert hat, wirklich sehr gut gefallen. Es sind diese Entscheidungen, die so besonders heikel sind, weil sie wie eine Gabelung auf deinem Lebensweg vor dir liegen, du aber nicht weißt, wohin die Wege dich wirklich führen.
Dann kommt das, was Autoren am meisten hassen: Feilschen um Honorare, Kleingedrucktes, Verträge, all den Kram, mit dem Kreative gemeinhin Schwierigkeiten haben. Ich habe mich also hilfesuchend an meinen Kollegen Sebastian Fitzek gewandt: „Kennst du einen guten Rechteanwalt in Berlin?“ Ich glaubte mich zu erinnern, dass er mal in Urheberrecht promoviert hatte. Natürlich kannte er und empfahl mir die Kanzlei Hertin. Erst, wenn man all die Anmerkungen liest, die ein guter Anwalt für Urheberrecht an einen Vertrag schreibt, wird man sich bewusst, was man alles nicht versteht, was welche Konsequenzen hat und wie viele Fallstricke in so einem Schriftstück drin stecken. Das Wichtigste, was ich gelernt habe: Ein Filmvertrag ist noch lange kein Film.
„Wie schön“, sagte mein Verleger Oliver Kuhn, „dass du einen Optionsvertrag hast, aber du weißt auch, dass nur ein sehr kleiner Prozentsatz später verfilmt wird.“ Nee, wusste ich nicht. Ich dachte immer…
Aber genau so war es. Es gibt nämlich zwei Verträge, der eine ist nur mit dem anderen gültig. Der eine Vertrag, sozusagen Stufe eins der Weltraumfähre, ist der Optionierungsvertrag. Damit sichert sich die Produktionsfirma das Recht zu, aus deinem Buch ein Drehbuch zu machen, die Produktion zu kalkulieren und ihren Partnern anzubieten. Du gibst damit für einige Jahre alle Rechte an deinem Buch aus der Hand und das zunächst für relativ kleines Geld. Die Filmproduktion kann damit aus deinem Liebesroman eine Dystopie machen, wenn sich so etwas gerade besser verkauft. Oder das Ding in die hinterste Schublade verstauen und darauf warten, dass es zu Staub zerfällt, Hauptsache, man hat es dem Konkurrenten vor der Nase weggeschnappt. Du meinst, ein gutes Buch zerfällt nicht zu Staub? Was glaubst du, wie viel wert ein Bestseller in fünf Jahren noch ist?
Und so kommt man dann wieder zurück zur Weggabelung und fragt sich Jahr für Jahr: War es die richtige Entscheidung, die ich getroffen habe? Jedes Jahr trifft ein bisschen Honorar ein, damit die Option um ein weiteres Jahr verlängert wird. Und im Laufe der Jahre kommen immer neue Anfragen nach Verfilmungsrechten, die man nun leider ablehnen muss. Auf den Höhenflug folgt eine Landung in der Wüste. Schade eigentlich, wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein.
Eines Morgens im August wachte ich auf und dachte: Mein Buch wird verfilmt. Ich schwöre, so war es. Ich bin zum Schreibtisch gelaufen, habe meinen Computer hochgefahren und „Der 7. Tag“ gegoogelt. Und siehe da: Der Drehbuchautor André Georgi hat laut Google das Drehbuch geschrieben, das ZDF verfilmt, Drehbeginn sei angeblich bereits im September 2016.
Wie bitte? Es war einer dieser Wahnsinns-Momente, in denen dir heiß und kalt gleichzeitig wird, in denen du nicht weisst, wohin mit dir selbst, du schreist, du hüpfst, du glaubst es einfach nicht, du hast Angst, dich zu irren, du bist total fertig und – ratlos. Und dein Partner ist natürlich auch gerade nicht zu Hause. Wieso erfahre ich davon nichts, wenn es doch schon im Internet steht?
Ich schicke eine Kopie der Seite an meinen „Glücksboten“ Oliver Brendel, an den Mann, der mein Buch zur richtigen Zeit, am richtigen Ort gelesen hat, genauer gesagt an einem Novembertag im Stadtpark von Madrid. Der schickt die Kopie weiter an Oliver Berben. Und der antwortet lapidar: „Ja, wir fangen nächsten Monat an zu drehen.“
Gleichzeitig trifft eine Mail bei mir ein, in der ich aufgefordert werde, eines der beiden möglichen Honorarmodelle in Rechnung zu stellen, da Moovie die Option gezogen habe. Stufe zwei der Rakete ist gezündet, der zweite Vertrag, der nur zusammen mit dem ersten Vertrag gültig ist, wird jetzt wirksam.
Ja, richtig gelesen, in dem Vertrag wurden alternative Honorarmodelle bei Verfilmung vereinbart, d.h. ich wusste bei Vertragsabschluss nicht, wie ich später tatsächlich bezahlt werde, da das von dem Produktionspartner abhängt.
Hüpfen, schreien, jubeln, tanzen, weinen. Freudentränen, natürlich. Und das, liebe Leute, ist der schönste und aufregendste Moment bei der Verfilmung deines Buches.
Ich erfahre nichts über die Schauspieler, nichts über den Regisseur, nichts über die Locations. Aber wozu hat man denn Meister Google zur Hand und so entnehme ich dann dem Internet, dass man tatsächlich ganz wunderbare Schauspieler wie Henning Baum, Marcus Mittermeier, Josefine Preuß, Katharina Schüttler, Stefanie Stappenbeck und Steve Windof engagiert und mit Roland Suso Richter auch noch einen preisgekrönten Regisseur verpflichtet hat. Ich bin begeistert!
Also rufe ich die Produktionsfirma an und frage ganz naiv, ob ich denn auch mal am Set vorbeischauen und ein paar Fotos machen darf. Da ich lange genug in meinem Leben mit Filmproduktionen beruflich zu tun hatte, ist mir klar, dass man niemanden weniger gern am Set sieht als einen Autor. Und dann gar noch eine Debutautorin, deren erstes Machwerk gerade verfilmt wird. Das bringt den Zeitplan durcheinander, und die stellt garantiert viel zu viele Fragen. Weiß man doch, dass sowas in seinen Stoff verliebt ist.
So einfach, wie man sich das denkt, ist es dann auch wirklich nicht. Denn die Schauspieler haben in ihren Verträgen eine Fotoklausel, jedes Foto muss von jedem Schauspieler freigegeben werden. (Würde ich auch drauf bestehen als Schauspieler, wer will schon, dass jahrzehntelang ein dämliches Foto durch die Gazetten geistert.) Und das ZDF muss das auch genehmigen. Natürlich.
Aber mit Hilfe von meinem Glücksboten, von Oliver Berben und von seinem Co-Produzenten Jan Ehlert durfte ich dann doch zum Set. Aufregend? Nö, aufgeregt habe ich mich vorher, zu Hause, als ich rund um meinen Schreibtisch hüpfte vor Freude. Vor Ort ist es wie bei jedem Filmset. Warten, warten, warten. Die Filmlocation ist bei mir um die Ecke in der Gelfertstraße in Dahlem, beste Berliner Adresse. Das Haus sieht zumindest innen so aus, wie ich mir das ungefähr vorgestellt habe.
Jan Ehlert, der Co-Produzent ist vor Ort, wir warten draußen auf der Straße bis zu einer Drehpause. In der Zeit lerne ich, was ein Produzent beim Film alles tun muss. Das entspricht in etwa meinem Job früher, wenn ich Großveranstaltungen für meine Kunden organisiert habe: Du musst den Stoff finden, ihn aufbereiten, kalkulieren, anbieten, den Auftrag kriegen, die Filmcrew zusammenstellen, die Genehmigungen besorgen, die Schauspieler engagieren und koordinieren (was wohl das Schwierigste überhaupt ist) und dafür sorgen, dass der Zeitplan und das Budget eingehalten werden. Also der Typ mit dem meisten Ärger am Hals.
Mit Co-Produzent Jan Ehlert, Stefanie Stappenbeck (Sybille Thalheim), Regisseur Suso Richter und Marcus Mittermeier (Ulli Henke)
Draußen vor der Tür gesteht er mir, dass nicht eine einzige Szene meines Gerichtsdramas vor Gericht spielt. Dass auch nicht in der Karibik gedreht wird, wo ein Drittel des Buches angesiedelt war, hat sich mir aus Kostengründen von selbst erschlossen. Und wenn Henning Baum einen Kriminalkommissar spielt, der in meinem Buch in etwa drei Sätze hatte, dann habe ich eine ungefähre Ahnung davon, in welche Richtung der Haase hoppelt.
What have they done to my song, Ma? Nein, ich will es nicht wissen, ich werde keinen Ton der Kritik sagen, ich werde mir den Film ansehen und mich freuen, dass ich so viel Glück hatte. Wie schrieb bereits der erste Lektor für „Der 7. Tag“, der mich nachhaltig für zehn Jahre vom Weiterschreiben abgehalten hat: „Schrift kann man so oder so stellen.“ Und das Fernsehen braucht es eben so. Ich wollte nie Drehbuchautorin werden, ich liebe Bücher und wollte niemals etwas anderes schreiben als spannende Kriminalromane, die meine Leser für einige Stunden total fesseln und ihre eigenen Sorgen vergessen lassen. Ich mache meinen Job und die Filmleute ihren.
Alle arbeiten ruhig und konzentriert vor sich hin. Sie waren alle sehr nett zu mir, die Atmosphäre am Set ist entspannt. Ich wünsche der gesamten Produktion Hals und Beinbruch, ich bin sicher, die machen einen ganz tollen Film. Den ich mir gern im kommenden Jahr als „Fernsehfilm der Woche“ im ZDF anschauen werde. Dazu werde ich mir viele Autorenkollegen nach Berlin einladen, denn eins ist sicher im Hause Lubitsch angesagt: Party!
Hallo Nika,
Glückwunsch zur Verfilmung ! Mit Oliver Berben hast du (internet-du) so was wie einen Lottogewinn; ich sehe Filme von ihm ebenfalls sehr sehr gern, denn sie sind unterhaltsam, spannend und niemals flach.
Tja, nun hast du eine neue Leserin; ein verlängertes Wochenende und der Wunsch, mal ein wenig abzuschalten ließen mich die Buchvorschläge in meinem ebook store durchblättern; ich liebe Krimis und die Leseprobe hatte mich bereits ab Seite 3 🙂 gefangen. Natürlich bin ich deiner Einladung am Schluss des Buches gefolgt und, neugierig wie eine Krimileserin ist, auf deinem Blog gelandet. Jetzt werde ich mich ein wenig umlesen und dann deine Bücher in chronologischer Folge lesen. VG Marion
Wie wunderbar, das hier zu lesen! Mein Herz hüpft mit, obwohl wir uns gar nicht kennen.
Herzlichen Glückwunsch.
Ich kann ganz schlimm (schönschlimm) mitfühlen, was das alles für eine Aufregung und Freude sein muss.
Dazu spricht Ihr Grinsen und Lächeln auf den Fotos die letzten offenen Bände.
Ich werde mir den Film ganz sicher auch anschauen, nachdem ich Ihr Buch gelesen habe.
Alles Liebe und Gute aus Hamburg
Mea
Liebe Mea,
vielen lieben Dank für Ihr Mitgefühl. Viel Spaß beim Lesen und Sehen Ihre Nika
Liebe Marion, hach, eine neue Leserin, da hüpft mein Autorenherz vor Freude. Ich hoffe, es hat Spaß gemacht. Liebe Grüße Nika
Ich bin schon lange eine begeisterte Leserin der Nika Lubitsch Krimis. Es hat mich riesig gefreut, dass nun ein Krimi im Fernsehen gezeigt werden sollte. Aber meine Freude wurde mehr als enttäuscht beim Anschauen des Films. Es gelang auch nicht annährend den Stoff des Krimis im Film umzusetzen. Vor allem die Tonqualität war eine Katastrophe. Ständig musste die Lautstärke reguliert werden um überhaupt etwas zu verstehen. Unterhielten sich die Personen musste die Lautstärke bis zum Anschlag verstärkt werden, damit das Genuschel überhaupt halbwegs zu verstehen war. Dieser Film reichte nicht mal annährend an das Buch heran und ich kann nur empfehlen weiterhin die Bücher zu lesen und von schlecht umgesetzten Drehbüchern die Finger zu lassen.
ich habe eine Geschichte/ einen Buch den ich bald fertig schreibe! Ich möchte das zwar irgendwie veröffentlichen aber da gibt es Zweifel und Unwissen
Dann kam mir die Idee das irgendwie verfilmen zu lassen, (wobei ich auch gerne eine Rolle spielen würde) und ein Film daraus machen. Kino Film! Ich weiß nur nicht wie?