Hitverdächtig

Seitdem ich schreiben kann, habe ich davon geträumt, Schriftstellerin zu werden. Wovon ich nie geträumt habe, war eine CD zu veröffentlichen. Dieses Geschäft habe ich früher beruflich getrieben, sprich ich war Promotionsmanagerin in einer Schallplattenfirma und in Europas größtem Musikverlag: also auf der anderen Seite des Schreibtisches. Und dann kommt so ein Verlag daher und sagt: Wollen Sie nicht eine CD machen?

Ja, ja, ja. Ich bin ein neugieriger Mensch. So neugierig, dass es manchmal wehtut. Nicht bei meinen Nachbarn oder Freunden oder so. Aber neugierig auf das Leben an sich, im Allgemeinen und im Besonderen. Ich liebe es, Neues auszuprobieren. Also das Wagnis CD. Wir machen die selber, lautete die Parole, die von mvg ausgegeben wurde. Also sucht Nika sich ein Studio und liest vor. (Siehe auch: Tränen statt Prada!) Aber das Master ist ja nur die halbe Miete.

Ich habe also das Master produzieren lassen und bin abgedüst Richtung Florida. Zum Schreiben. Ich höre die Mockingbirds jetzt noch höhnisch lachen! Nicht eine einzige Zeile habe ich in vier Wochen produziert. Weil…

Ja, weil ich zum Beispiel eine CD produzieren wollte und mvg mir einen Veröffentlichungstermin nannte: 11. April. Also hieß es ranklotzen. studio_wort hat mir die Daten zum Abhören gemailt. Ist schon toll, da sitzt man auf der anderen Seite der Welt und kriegt per e-Mail seine eigene Stimme ins Ferienhaus.

Wobei das mit den E-Mails erstmal gar nicht so einfach war. Ich hatte mitgenommen: ein Ultrabook und ein tablet. Beide neu und mit Windows 8 ausgestattet. Zur Sicherheit (Gott sei Dank) mein altes Notebook mit Windows 7. Mit Windows 8 kann man keinen e-Mail-Account auf Webseiten-E-Mail-Adressen anmelden. Dieses Manko habe ich auf dem Ultrabook mit Thunderbird ausgetrickst, allerdings kann man Thunderbird nicht auf das Microsoft Surface laden, weil es dafür keine App gibt.

Was tun die uns eigentlich damit an, diese Softwareheroes! Wieso zum Teufel muss ich alle zwei Jahre ein vollkommen neues System lernen. Ich bin echt sauer auf dieses Windows 8. Verfluchte Technik!

Aber oh Freude, ich hatte ja mein gutes, altes, niedlich kleines Notebook dabei, falls alles schief gehen sollte. Das habe ich also im Ferienhaus an das WLAN angeschlossen und auch an den Drucker.

So konnte ich also meine eigene Stimme hören. Ich habe mich mit Ultrabook und dem Taschenbuch auf die Terrasse verzogen und die Nachbarn erfreut. Man muss schließlich das ganze Dingen einmal durchhören, um abzuchecken, ob alles drin ist, ob alle Doppler raus sind, ob nicht ganze Textpassagen dem Schnippler zum Opfer gefallen sind. studio_wort war echt gut, es gab nur einen Doppler in vier CDs.

Gleichzeitig hat Hanspeter Ludwig im fernen Wetzlar die CD-Hülle entworfen. mvg hatte Probepackungen geschickt, ich konnte mir aussuchen, welche ich haben wollte. Das Problem: Wir wussten vorher nicht, geht alles auf vier CDs oder brauchen wir fünf. Für fünf brauchen wir eine andere Verpackung. Wir hingen also so lange in der Luft, bis ich das Dingen korrekturgehört hatte. Dann konnten die Berliner Studioleute sagen, wieviele Minuten ich eingelesen hatte.

Hanspeter schickte mir also ein Layout. Per Mail. Am Drucker war nunmehr mein Winzling angeschlossen, da der Drucker nur über USB zu bedienen war. Also habe ich mit dem Winzling das Layout ausgedruckt. Auf Format US letter. Das geht natürlich nicht wirklich, denn Hanspeter hatte das nicht auf amerikanisches Format ausgelegt. Und ich hatte auf keinem meiner mitgenommenen Computer irgendein Grafikprogramm mit dem ich es hätte schneiden können.

Nun muss man wissen, dass Nika Lubitsch vieles hat, aber bestimmt kein räumliches Vorstellungsvermögen. Niente. Nada. Überhaupt keins. Ich habe also den US letter genommen (der immer unten ein Stück abschnitt) und versucht, irgendwie zu falten, damit ich kapiere, was der gute Hanspeter mir da rübergemailt hat. Hilflosigkeit machte sich breit. Männe kam mit einer großen Schere, wir versuchten es auch umgekehrt auszudrucken und dann zusammenzukleben – ich konnte mir immer noch nicht vorstellen, wie es aussehen sollte.

Irgendwann habe ich resigniert und gedacht: Der wird das schon richtig machen. Also habe ich mich auf die Felder beschränkt, die er mir mit Blindtext aufgefüllt hat, um nunmehr meinen Text reinzusetzen. Auf dem Computer ging das ganz gut. Aber oh weh, das mit dem Korrekturlesen war eigentlich gar nicht hinzubekommen. Denn, siehe oben, US letter im Ausdruck. Irgendwas fehlt immer, entweder oben oder unten.

Ich habe es dann so verkleinert, dass es auch auf US Letter ging und eine Lupe zu Hilfe genommen. (Erstaunlich, wass mein Mann alles so mitnimmt, wenn wir verreisen. Und ich wundere mich, warum die Koffer so schwer sind!).

Mvg hatte mir die Regularien geschickt, was alles unbedingt rauf muss auf so ein Cover. Und all diese Regularien las ich nun erst am Computer und dann mit einer Lupe Korrektur. Als ich das Dingen freigegeben habe, habe ich echt gebetet. Und darauf gehofft, dass Melanie Wolter von mvg schon schreien wird, wenn irgendwas schräg ist.

Heute kam sie nun. Die CD. Mit zitternden Händen habe ich das Paket geöffnet. Die Celluphanfolie nicht abgekriegt. Männe zu Hilfe gerufen. Der kriegte die Celluphanfolie auch nicht ab. Also eine Schere genommen. Und dann ….

Ach, ist das schön. Soll ich es nochmal lesen oder lieber lassen, fragte ich mich. Ich las es nochmal. Kein Tippfehler! Nicht ein einziger! Jubel!

Und es sieht toll aus. Wahnsinn. Hanspeter Ludwig, Du bist ein Genie! Danke!

mvg hatte dann auch noch eine tolle Meldung für mich: Universal übernimmt es mit in ihren Vertrieb. D. h. es gibt mich bald auch bei Mediamarkt und Saturn. Die Entscheidung war davon abhängig gemacht worden, wie die CDs aussehen und sich anhhören.

Hörbuch 7.Tag 001Hörbuch 7.Tag 002Hörbuch 7.Tag 003Hörbuch 7.Tag 004

Hey, sie fanden es gut!

 

One thought on “Hitverdächtig

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.