In 80 Tagen um die Welt

Heute hat „Der 7. Tag“ Jubiläum. Seit 80 Tagen ist er in den Top 100, eigentlich sogar in den Top 10 bei amazon. Ich fasse es nicht! Diese 80 Tage haben mein ganzes Leben geändert. Das fängt damit an, dass ich plötzlich morgens um sieben aus dem Bett springe, weil mich nichts mehr in den Federn hält. Früher habe ich immer gesagt, dass ich nicht vor elf Uhr morgens sozial kompatibel bin. Und jetzt: Social Media zum ersten Kaffee. Ich öffne meine Mailbox und dann finde ich sie, diese wundervollen, lieben Briefe von Menschen, die „Der 7. Tag“ gelesen haben. Ich kann gar nicht beschreiben, was das für ein Gefühl ist, aus allen Ecken der Welt Zuspruch zu bekommen. Aus Venezuela und aus dem Berliner Knast, aus Suriname und aus USA, aus Japan und aus der Slowakai, aus Ungarn und Österreich, aus Dörfern und Weltstädten. Es sind dabei auch Briefe, die mich erschüttern. Zum Beispiel der einer Leserin, die mir sagte, ich hätte ihr Leben beschrieben, genau das sei ihr  passiert. Und ja, es sei auch Blut geflossen. Dann gibt es Briefe, die mich belustigen. Mehrere schrieben mir, sie hätten Michael Thalheim bzw. Sybille gegoogelt, weil sie das Gefühl hatten, das seien echte Personen. Einer schrieb mir, dass man genau so wie Michael in der Karibik untertauchen könne. Er hatte sogar seine Insel erkannt. Ja, es war Grenada. Einer befahl mir, sofort weiter zu schreiben. Einer beschimpfte mich ob dessen, was ich angerichtet hätte. Nicht zu vergessen die Mails von Jugendlichen, die über „Der 7. Tag“ einen Aufsatz schreiben sollen. Himmel, und wir mussten uns durch Emilia Galotti quälen. Ich hoffe, dass das Vögeln in den Brombeeren jetzt nicht Mode wird bei den Kids. Ich habe also diverse Schulaufsätze korrigiert. Und ich habe einige Bücher von Kollegen zugesandt bekommen, zu Themen, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie so interessant sein können. So also beginnen jetzt meine Tage. Was für eine Motivations-Infusion!

Um 9.00 Uhr ist Schluss mit Lustig, da kommen die neuen Verkaufs-Zahlen des Tages und das ist jeden Tag aufs Neue spannend. Nach dem Frühstück geht es dann weiter mit der Reise um die Welt. Denn der nächste Roman muss überarbeitet werden, schließlich soll er im Januar erscheinen.

 

Er wird heißen : “ Das 5. Gebot“ (Ja genau: Du sollst nicht töten!) Und wieder trete ich eine Weltreise an. Ursprünglich wollte ich einen spezifisch deutschen Roman schreiben. Einen, der in Berlin spielt. Mich faszinierte der Klang bestimmter Ortsbezeichnungen. Schlachtensee. Krumme Lanke. Onkel Toms Hütte. So klingt Heimat. Aber Nika Lubitsch ist eine Schütze-Geborene. Das sind die, die sich immer ans andere Ende der Welt wünschen. Und so artete der spezifisch deutsche Roman wieder in eine kleine Weltreise aus. Das 5. Gebot spielt in Berlin-Zehlendorf, in Branksome, England, in Tassin-la-Demi-Lune, Frankreich, in British Guyana und in Venezuela. Schreibe nur über das was du kennst? In Branksome habe ich in dem Haus des Mordopfers ein Jahr gelebt, meine Ex-Schwiegereltern lebten in Tassin-la-Demi-Lune. Zugegeben, in Guyana und Venezuela habe ich nie gelebt, aber sie gehören zu den Ländern, die mit den tiefsten Eindruck bei mir hinterlassen haben. Und das nicht nur, weil ich hier von einem Affen gebissen worden bin. Da stehts du mitten im Dschungel, die Affen brüllen, die Vögel kreischen, die Insekten surren, die Gummibäume spenden Schatten, du siehst jeden Fisch im Bach und suchst Abkühlung unter einem kleinen Wasserfall. Und plötzlich weißt du, das ist das Paradies. Genau so hattest du es dir vorgestellt. Darin gibt es nur einen Fremdkörper: der Mensch.

In 80 Tagen um die Welt

Dreieinhalb Wochen der 80 Tage war ich ganz real auf Weltreise. First we took Manhattan than wie took Berlin. Es ging mit dem Schiff von New York nach Montreal, mit dem Greyhound nach Vermont, mit dem Mietwagen nach New Hamshire, von dort aus nach Maine (auch nach Berlin in Maine!), dann nach Massachusetts, später nach Connecticut, nach New Jersey und zurück nach New York. Es war einer meiner ganz großen Lebensträume: einmal den Indian Summer in den Neu England Staaten erleben. Jedes Bed & Breakfast in dem ich geschlafen habe, wird irgendwann in einer Geschichte auftauchen. Vorsicht, habe ich die Gastgeber gewarnt, in Ihrem Haus wird gemordet werden.

 

Früher haben wir nach den Nachrichten gemütlich zu Abend gegessen und meistens haben wir dann ferngesehen. Und jetzt? Ich habe sechs Kilo zugenommen.  Mein Mann und ich sitzen abends noch stundenlang nach dem Essen am Esstisch und quasseln uns die Seele aus dem Leib. Weil es so viel zu bereden gibt. Weil so viel Neues auf einen einströmt. Das muss man erstmal verdauen. Noch ein Gläschen Wein? Einen Schnaps? Ein bisschen Käse zur Nachspeise. Es ist auch Obst da. Der Fernseher bleibt aus, ach, wir haben schon wieder vergessen, Nachrichten zu gucken. Ich, der Nachrichten-Junkie bin seit Wochen clean. Es ist einfach kein Platz mehr im Kopf für Neues. In diesen 80 Tagen flossen die guten Nachrichten und neuen Eindrücke wie durch einen Nürnberger Trichter ins Gehirn.

 

Und wem haben wir das zu verdanken? Euch, liebe Leser. Danke, Ihr habt uns geschafft!

6 thoughts on “In 80 Tagen um die Welt

  1. Liebe Nika,

    das ist wunderbar! Ich lese das genauso atemlos wie Deinen Krimi. Und auf das 5. Gebot freue ich mich jetzt schon. Woher nimmst Du bei diesen übervollen Tagen/Erlebnissen nur noch die Zeit zum Schreiben?
    Ich freue mich für Dich! Nein, für Euch!

    Alles Liebe,
    Nikola

  2. Das Schönste ist doch, dasss Du jetzt endlich das Finanzamt an Deinen Weltreisen beteiligen kannst, denn es sich doch alles Forschungs-, Erkundungs- und Recherchereisen!

    Ich freue mich mit Dir über Deinen einzigartigen Erfolg. Du hast in diesen 80 Tagen die Phantasien einee Jules Verne locker in die Tasche gesteckt …

  3. Hallo Rupi, wie haste denn das mit dem Feuerwerk hingekriegt? Ich bin begeistert! Und die Junx und Mädels Unter den Eichen sind ja schon einiges gewohnt von dem ein oder anderen Kollegen,-)

  4. Liebe Nikola,
    Du hast Dich ja zum Schreiben in den letzten Wochen zurück gezogen. Schön, wieder von Dir zu hören. Ich freue mich auf Neues von Dir und sende Dir und Deinem Mann herzliche Grüße.

  5. Ich, Mutter von zwei kleinen Kindern, dauertiefenverspannt und schlaflos unterwegs in Wien habe Ihr Buch gekindlet und das erste Mal seit Monaten kam da das Gefühl, dass es noch mehr geben muss, als dauernd das Trotzverhalten meiner 3jährigen zu analysieren. Nämlich mal wieder ganz normal sein und ein echt gutes Buch für Erwachsene zu lesen. Ich will damit sagen: Danke. Ihr Buch war fabelhaft und spannend und hat mich tatsächlich dazu gebracht, die KInder mal Kinder sein zu lassen und mich einfach ins Bett zu hauen um weiterzulesen. Das hat bisher nichtmal ne Grippe mit 39,9 Fieber geschafft. Weiter so. Das nächste Buch wird sofort gekauft und die Strandglut hab ich gerad auf den Kindle geladen.

    Alles Liebe und viel Erfolg bei der Buchrecherche

  6. Was habe ich doch für ein Glück. Solche Leserinnen wünscht sich jeder Autor. Da weiß man, warum man schreibt, warum man feilt und feilt. Entspannung durch Spannung, ich mache das ja genauso mit den Krimis von Kollegen. Vielen lieben Dank für diese herrlich formulierten Zeilen. Herzlichst Nika Lubitsch

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