Der Bulle und das Mädchen

Okay, die Überschrift ist gelogen. Richtiger müsste es heißen: Der Ex-Bulle und das alte Mädchen. Oder so. Aber der Titel war einfach zu schön.

 

Nun ist es also soweit: Blue Light Berlin geht an den Start. Mit der ersten Co-Produktion von dem Bullen und dem Mädchen: „…und aus bist du“ von Nika Lubitsch mit Michael Hellmann. Anlässlich des Starts habe ich meinen Co-Autor für meine neugierigen Leser interviewt.

Blue Light Berlin
Band 1

Michael Hellmann, wie bist du auf die Idee zur Zusammenarbeit mit Nika Lubitsch gekommen?

Ich bin nicht auf die Idee gekommen, sondern die Idee hat uns gefunden. Es war Nikas „Der 7. Tag“. Dieses Buch hat mich gefesselt. Ich habe es in einem Zug durchgelesen. Nur ein Punkt hat mich gestört, die Rolle der polizeilichen Ermittler. Ich war ein solcher Ermittler und so sind wir nicht. Da es mich so gefesselt hat und Nika behauptet hat, sie beantwortet zeitnah jede Mail, habe ich geschrieben, meine Begeisterung und meine Kritik geäußert. Der abschließende Satz: Wenn Sie mal mit einem echten Ermittler sprechen wollen, trinken wir beim nächsten Mal, wenn ich in Berlin bin, einen Kaffee.  Nika hat Wort gehalten: 30 Minuten später kam die Antwort von ihr. „Gern. Wann und wo?“ Aus dem Kaffee wurden Wein und Pizza und dann saß auch schon die Idee mit am Tisch.“

Klar war ich interessiert, endlich mal jemanden ausquetschen zu können, der weiß, wohin der Hase wirklich hoppelt. Kannst du unseren Lesern verraten, was du bei der Berliner Polizei gemacht hast?

Ich habe schon zu Schulzeiten den Entschluss gefasst Polizist zu werden. Nach dem Abi Fachhochschule, dann in den 2,5 Jahren der Anstellungszeit (im normalen Leben nennt man das Probezeit) habe ich beim Dauerdienst und im Bereich der örtlichen Dienststellen die Wiedervereinigung in Berlin erleben dürfen. Die letzten 6 Monate dieser Probezeit durfte ich bereits als Sachbearbeiter/Ermittler in einer der damals acht ständigen Berliner Mordkommissionen tätig sein, ich blieb dort sieben Jahre. In denen ich alles gesehen habe, was es gibt: Kindermorde, Entführungen, Wahnsinnige, Geisteskranke, Raubmörder, Sexualmorde, Mafia-Morde, religiöse Mörder, Clanstreitigkeiten, Auftragsmörder, Entführungen, Eifersuchtsdramen. Nationale und internationale Ermittlungen. Um zu schauen, ob meine Enttäuschung über die Gesamtsituationen sich vielleicht auf einer anderen Dienststelle bessert, bin ich zum Dauerdienst (VBI) der Direktion 2 (Spandau, Charlottenburg und Wilmersdorf) gegangen – in die Schichtleitung und hauptsächlich Ausbildung der jungen Fachhochschulabsolventen und Studenten. Es wurde aber nicht besser, im Gegenteil. Schließlich habe ich schweren Herzens – denn ich war mit Leib und Seele Bulle und bin es im Grunde immer noch – um Entlassung ersucht.

Wieso hast du bei der Polizei aufgehört?

In Kurzform? Ich war es nach all den Jahren leid „Blinden zu erklären, wie Farbe funktioniert“.Und die Mentalität: Wir haben soviel mit uns selbst zu tun; Wer stört uns dabei: Der Bürger, der will, dass wir ermitteln und die Wahrheit herausfinden….

Das hast du dann unserem Helden Double-u in den Mund gelegt. Ich liebe diese Szene mit Claudi, wo er so herrlich rumeiert. Hat Double-u etwa autobiografische Züge?

Ganz ehrlich: Double-u trägt schon autobiografische Züge. Aber alle Figuren liegen mir am Herzen, denn sie sind mit Herzblut und Erinnerungen geschaffen. Claudi auch … wobei es hier selbstverständlich nicht um einen real existierenden Teampartner aus meiner Vergangenheit geht. Aber ich durfte mit tollen Menschen in dieser Zeit arbeiten und kann sagen: Dieses Team und jeder in seiner Art hat uns so erfolgreich sein lassen. Die Idee mit diesen Menschen auch noch gemeinsam Musik zu machen ist ein Traum – zumal ich nicht mal bühnenreif Saxophon spielen kann!

Du bist ja sozusagen ins eiskalte Autorenwasser geworfen worden. Wie ist es, wenn man das erste Mal bei der Entstehung eines Krimis mitwirkt? War die Zusammenarbeit so, wie du dir das vorgestellt hast?

Wenn ich jetzt die Wahrheit sage, klingt das wie Lalalala. Dennoch es ist eine tolle und für mich perfekte Zusammenarbeit. Ich fühle mich dabei nicht als Lieferant, sondern als Partner! Es ist wie in einem Ermittlerteam. Damals hat ein Team ausgezeichnet, Mörder so vor Gericht zu bringen, dass diese rechtskräftig verurteilt werden konnten. Unsere Zusammenarbeit war genauso, nur galt es diesmal, ein Buch zu schreiben und damit Lust auf mehr zu wecken. Mein Ermittlerinstinkt sagt mir: alles richtig gemacht!

Hinter Blue Light Berlin steht natürlich ein Konzept, wie könnte es auch anders sein, wenn ein Ex-Bulle und eine Ex-Werbefrau sich zusammentun. Kannst du unseren Lesern erklären, was wir mit unserer Reihe wollen?

Mein Gedanke, meine Motivation ist es, mit diesen Geschichten in einem prägenden Teil dazu beizutragen, den wahren Alltag von Ermittlern darzustellen. Jenseits von Sozialromantik und falscher Betroffenheit. Ich habe in meiner aktiven Ermittlerzeit auch mit Bullen aus anderen Ländern erfahren dürfen: Echte Bullen ticken alle gleich. Es gibt einen Täter und den gilt es zu finden und so zu überführen, dass ein Gericht ihn verurteilen kann. Unvoreingenommen und vorurteilsfrei. Gestörte Täter, grausame Begehungsweisen, niedere Beweggründe sind das eine, was zählt sind am Ende beweisbare, belastbare Fakten. Und genau das soll Blue Light zeigen: echte Menschen, echte Ermittler, wahre Begebenheiten, soweit man sie erzählen darf.

Und mir überlässt du die Fiktion. Ich liebe es, mich in den Kopf von Tätern hinein zu versetzen. In meinen Zahlenkrimis wird am Ende auch immer das hergestellt, was ich „poetische Gerechtigkeit“ nenne. Weißt du, dass die Kapitel, die in der Mordkommission spielen, für mich die schwersten waren? Weil meine Vorstellung von dem, was bei den Bullen abgeht, von den TV-Kommissaren geprägt ist. Und ich immer wieder lernen muss, dass es in der Realität so nicht ist. Die Menschen überschätzen dadurch die Möglichkeiten der Polizei. Ach, denkt man, ist doch ganz einfach, Fangschaltung. Oder online-Durchsuchung. Oder Videoaufzeichnungen. Möglichst alles noch auf einem Großbildschirm wie bei Navy CIS L.A. Und dann kommst du und sagst: „Geht nicht, weil …“. Zum Schluss hätte ich dann noch eine Frage. Ist unser erstes gemeinsames Baby so geworden, wie du es dir gewünscht hast?“

„Je Konkreter es wurde, mit jeder aktuelleren Version habe ich mehr Freude gehabt, mich auf jeden Wandel gefreut, den ich anmerken durfte.Ja, es gab Situationen, wo ich die Lektoren, einschließlich meiner Frau, zunächst nicht verstanden habe. Aber das ist Teamwork. Das ist genauso, wie Teil einer Mordkommission zu sein. Das Ergebnis ist ein für mich perfekter Auftakt zu einer tollen und begeisternden Krimi-Reihe.Jetzt muss unser Baby einfach nur noch den Leserinnen und Lesern gefallen. Ich hoffe, dass viele diese Leidenschaft mit uns teilen wollen.

 

 

 

 

 

 

 

 

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