Gibt es so etwas wie eine Mode beim Lesen? Lesen wir heute anders als vor 10 Jahren? Haben heute im Internet Werke eine Chance, die im klassischen Buchhandel scheitern müssten? Diese spannenden Fragen stellen sich mir, zwei Tage bevor mein Herzensprojekt „Alligator Valley Krokodile weinen nicht“ an den Start geht.
Gibt es den neuen Leser?, fragt sich die Autorin
Als ich das Manuskript vor zehn Jahren meinem Agenten und seiner Lektorin schickte, waren die entsetzt. „Du wolltest doch wohl keinen Action-Thriller schreiben“, rief mein Agent. „Äh, wieso eigentlich nicht“, fragte ich ihn und mich, ob er das Buch überhaupt verstanden hatte. „Das entspricht einfach nicht unserem Lesegeschmack“, sagte seine von mir sehr geschätzte Lektorin.
Bei meinem Krimi „Der 7. Tag“ habe ich gelernt, dass die Leser von heute meine schnellen Szenenwechsel, die scharfen Schnitte, das Zappen zwischen Gestern und Heute, zwischen Nah und Fern lieben. Die amerikanische Art des Fiction-Writings, das „Show, don’t tell“ hat sich inzwischen auch hierzulande durchgesetzt. Die Generation Zapp ist am Drücker.
Damals waren das nicht gerade die idealen Startvoraussetzungen für den Verkauf der Rechte. Natürlich hatten mein Agent und seine Lektorin es gewusst und um noch ein bisschen Salz in die Wunde zu streuen, bekam ich alle Ablehnungsschreiben der Verlage direkt weitergeleitet. Dagegen sind Briefe von Verlagen an Autoren („Passt nicht in unser Verlagsprogramm“) von geradezu hochsensiblem Einfühlungsvermögen. Und hier sind sie, die Gründe der Verlage, von einer Veröffentlichung abzusehen:
„Das ist ein Hollywoodfilm.“
Also mit dieser Mehrfachnennung konnte ich leben. Und ja, sie hatten Recht, ich habe die Szenen vor mir wie in Cinemascope-Format. Was aber ist daran schlecht?
„Sonntagabend-Spielfilm. Grimme-Preis verdächtig.“
Also echt, das ist jetzt wirklich eine Beleidigung!
„Sollen wir aus der vielleicht eine weibliche Schätzing machen?“
Oh ja, bitte!
Und fast in jeder Ablehnung kam folgendes Argument:
„Wo zum Teufel soll das im Buchhandel liegen?“
Wo zum Teufel lag denn der Schätzing? Unter Aquarium-Ratgeber?
Zumindest das letzte Argument konnte ich nachvollziehen. Alligator Valley ist kein Krimi, obwohl es Tote gibt, Mafia, Entführungen, brennende Einkaufsmeilen, Diebstahl und Betrug. Es ist kein Liebesroman, obwohl es natürlich um Liebe geht, weil es immer um Liebe geht. Es ist kein Science-Fiction Thriller, obwohl er in der nahen Zukunft spielt. Es ist keine Familiensaga, obwohl es um eine Familie und die Beziehungen der Generationen zueinander geht. Es ist ganz bestimmt nicht zeitgenössische Literatur, obwohl es um ein auch heute noch mehr als aktuelles Thema geht. Es ist kein Drama, weil dafür viel zu viel Humor zwischen den Zeilen steckt. Für eine Dystopie ist die Szenerie nicht düster genug, auch der Horror kommt auf ganz leisen Sohlen. Es ist weder ein Politthriller noch ein Wirtschaftskrimi, obwohl es auch um die Organisation von Staaten und deren Wirtschaft geht. Natürlich kann man den Alligator auch nur als Action und Abenteuer-Roman lesen. Denn zu allererst will man als Autor seine Leser natürlich gut unterhalten. Zumindest eins kann man dem Alligator also nicht vorwerfen: Es ist keine Genre-Literatur!
Ab 15. November wird es spannend: Schafft es ein No-Genre-Buch, sich in der Vielfalt der Amazon-Schubladen irgendwo so abzulegen, dass es für potentielle Leser sichtbar wird? Werden die Leser von heute die Erfahrungen von gestern mögen? Es gibt keine Zukunft ohne Vergangenheit.
Hallo Nika
Glückwunsch zu Deinem Erfolg.Ich habe alle drei Bücher(2.Gesicht, der 7.Tag und das 5. Gebot) verschlungen. Die sind total spannend.
Die Welt hat sich verändert. Die Leser haben jetzt eine riesige Auswahl. Wir Autoren müssen nicht mehr „Bitte Bitte“ bei den Verlagen machen. Die Möglichkeit zum SP ist eine Chance für viele. Obwohl ich doch einige Zeit brauchte, bis ich hinter alle Regeln, technischen Bedingungen und Besonderheiten gekommen bin. Ja früher wäre unser Manuskript im Schrank verschwunden und die Erben hätten es als Altpapier weggeworfen.
Gestern habe ich eine Anfrage von Amazon puplishing für mein Buch bekommen. Keine Ahnung, was ich davon halten soll…
Ich werde mich jetzt mal erholen und ganz einfach an meinem neuen MS weiterarbeiten. Darüber bin ich wenigstens noch Herr.bew. Frau. Ich denke, die Leser lieben immer noch, wie früher, schöne Geschichten. Grüße Ele
Liebe Nika, deine Bücher habe ich in Rekordzeit gelesen! Sie haben mich gut unterhalten und meinen Fingernägeln nicht wirklich gut getan!
Das du mit deiner Art zu schreiben richtig liegst, hast ganz speziell du schon bewiesen. Denn das Indievolk des Amazonien feiert dich schon als neue Königin!
Deine Frage, ob ein Nö Genre Buch von dir es nach oben schafft, ist nicht objektiv zu beantworten! Schließlich wissen wir, das du mit deinen anderen Büchern fantastische Verkaufszahlen erreicht hast! Deine Fans und Leser werden sicherlich auch dieses Werk von dir wieder unterstützen und lesen.
Daher glaube ich nicht, das dein Werk so unbefangen wie eine Erstveroeffentlichung zu werten ist! 😉 Auch, wenn es insgeheim vielleicht dein Erstlingswerk ist, bist du jetzt schon viel zu weit oben und bekannt, um eine statistisch relevante Aussage über ein Nö Genre Buch zu treffen! Denn das entscheidenste Genre hast du schon erobert! Man kennt deinen Namen und du bist in Bestseller Listen vertreten!
Ich freue mich auf Alligator Valley und schicke dir einen ,lieben Gruß, Daphne
Liebe Daphne,
leider ist es nicht ganz so, wie du schreibst. Denn meine Ku’damm 216-Krimis haben ganz und gar nicht die fantastischen Verkaufszahlen, die ich von meinen „Zahlenkrimis“ gewohnt bin. Es ist also fremdes Terrain, auf das ich mich da wage und mir ist mithin schlecht! Liebe Grüße Nika
Crossover ist immer schwierig, weiß ich aus eigener Erfahrung.
Aber Du hast ja Deine treuen Fans hinter Dir. Das wird schon klappen.
„Mast- und Schotbruch“, liebe Moni.
Ich habe zwischen 1988 (Geburt meiner Tochter) bis Ende 2013 kaum ein Buch gelesen. Durch meiner neuen Liebe wurde ich (im Urlaub) neugierig auf ihr E-Book. Ich habe zwar wenig Zeit, doch in diesem Jahr habe ich bereits 5 Bücher gelesen und das 6. angefangen.
Dein Buch 7. Tag hat mich auch gefesselt, da ich immer wissen wollte, wie es weitergeht. Mit dem Zappen zwischen Gestern und Heute hatte ich Probleme, da ich aus verschiedenen Gründen längere Pausen einlegen musste. Auch beim jetzigen Buch, „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“, wird gezappt. Dramatisch ist es nicht, zumal somit größere Pausen in den Zeitabschnitten überbrückt werden können.
Jetzt zu schreiben kam mir in den Sinn, als ich das „Nachwort“ gelesen hatte. Es gibt soviel lahme TV-Filme, aber die Story „7. Tag“ hätte bestimmt gute Kritiken. Das Buch war spannend, kurzweilig und machte viel Freude am Lesen.
„Es ist kein Science-Fiction Thriller, obwohl er in der nahen Zukunft spielt.“
Ist also (auch) Science Fiction. Wie „Drohnenland“
Als Mitglied der DSFP-Jury hätte ich gerne ein signiertes Exemplar, bezahle ich natürlich.