Und dabei soll man arbeiten. Oder schlimmer noch: auf der Terrasse sitzen und den wundervollen Sommerabend genießen. Am liebsten würde ich alle fünf Minuten unter „Berichte“ gucken, wie sich „Strandglut“ verkauft. Und dann prüfen, wie sich das Ranking verändert hat. Heute zum Frühstück hatten wir das erste Mal den Sprung in die Top 100 im Kindle Shop geschafft. Das alleine wäre ja schon eine Flasche Champagner wert. Was mich wirklich umhaut, ist allerdings Platz 15 in Belletristik Gegenwartsliteratur bei E-Books. Und was Mom und mich gemeinsam umhaut, ist Platz 37 in Belletristik. Nicht im Kindle Shop, sondern bei amazon gesamt. Also ehrlich gesagt, ich habe geheult. Danke an jeden, der „Strandglut“ herunter geladen hat!
„Wichsvorlage für Autoren“ nennt Mama das Ranking. „Auf das Ergebnis kommt es an.“ Mama, du bist so peinlich!
„Ich weiß noch, wie ich bei meinem ersten richtigen Buch tagelang nicht vom Computer weg gekommen bin. Und dann auch noch so eine Lücke gefunden hatte, wo die Lagerzahl eines großen Sortimenters zu beobachten war. Ein paar Wochen habe ich tagelang nichts anderes getan,als das zu beobachten. Und dann die erste Bestsellerplatzierung in der Schweiz. Platz 7 als Neueinstieg. Ach, was war ich stolz. Weniger stolz war mein Verlag, der hatte die erste Auflage gerade ausverkauft und noch nicht nachgedruckt.“
Na toll, aber das geht doch wohl schnell, habe ich Mom gefragt. Die hat nur zynisch gelacht (Ihr solltet mal diese dreckige Lache meiner Mutter hören!). „Nee, sagt sie, das hat vier Wochen gedauert, die mussten angeblich erst Papier bestellen.“
Ich wusste gar nicht, dass du in einem DDR-Verlag publiziert hast, sage ich. Okay, ich weiß, manchmal bin ich ein wenig gemein. „Das habe ich die auch gefragt. Liebe Güte, selbst als ich im Dezember 1989 meine erste eigene Zeitung in der NVA-Druckerei gedruckt habe, habe ich über Nacht Papier aus Schweden geliefert gekriegt.“ Oh je, Mutti erzählt aus dem Krieg.
Und dann, frage ich, aber Mom muss man nie lange bitten, wenn sie aus dem Nähkästchen plaudern kann. „Und dann wurde ich in die beste Talkshow in der Schweiz eingeladen. Das war eine Auflage später. Und auch da war mein Titel mal wieder zur Zeit nicht lieferbar. Zur Zeit waren weitere vier Wochen. Und dann kam ein halbes Jahr später die Abrechnung. Verkaufte Exemplare in der Schweiz: 50.“
„50?“
„Ja, mit 50 verkauften Exemplaren kommt man offensichtlich in der Schweiz auf die Bestsellerliste.“ Oder die Schweizer haben sich verzählt. Aber eigentlich verzählen sich Schweizer nicht, wenn Schweizer etwas können, dann ist das rechnen.
Das kann dir bei amazon nicht passieren. Da ist nichts mit Nachdruck. Da kann man dann die ganzen positiven Nebeneffekte von guten Rankings nutzen.
So Leute, ich druck‘ mir jetzt das neue Ranking aus und verschwinde mal kurz aufs Klo!