„Das 5. Gebot“, also der nächste Roman, liegt in den letzten Zügen. Der Schluss, der Showdown ist geschrieben, es fehlen nur noch zwei kleine Morde zwischendurch, knapp 30 Seiten vielleicht, nichts, was dich als Autorin umbringt. Sonntag wollte ich den einen Kerl meucheln. Dann habe ich eine Textrecherche gemacht. Habe nochmal das ganze Internet durchflöht, ob ich auch ja nirgendwo eine Zeile eventuell im Original zitiert habe. Habe einen Text geschrieben, dass alles reine Fiktion sei und bla und bla und bla. Montag wollte ich nun endlich morden. Aber es gab soooo viel zu tun. Und ich war sooo müde. Aber heute! Heute schreibe ich das Buch zu Ende. Natürlich erstmal ein bisschen bloggen. Denn das ist ja auch eine Geschichte, die man vielleicht einmal erzählen sollte. Heute Nacht habe ich es kapiert. Ich will mich nicht trennen von diesem Manuskript, ich will es nicht hinaus lassen in die Welt, im Moment gehört es mir noch ganz allein. Ich liebe „Das 5. Gebot“ nämlich wirklich.
Wer niemals ein Buch geschrieben hat, kann sich das vielleicht nicht vorstellen. Du lebst monatelang mit deinen Protagonisten, sie werden zu richtigen Menschen, die dein Leben bevölkern wie ein Büro oder eine Praxis, Mitarbeiter, Freunde, Feinde werden. Sie sind ganz real, sie agieren ganz natürlich, so wie du sie mal charakterlich angelegt hast. Manche magst du, manche verabscheust du aus tiefstem Herzen. Gestern, als ich wie gesagt zu viel zu tun hatte, habe ich über google eine Rezi auf irgendeinem blog zum 7. Tag gefunden. Darin schrieb die Rezensentin, man müsse meine Protagonistin nicht mögen. Sie fand, dass das eine kaltherzige Karrierezicke sei (sinngemäß), und sie konnte sich beim Lesen einer gewissen Häme nicht erwehren, als sich das Schicksal für die Dame wendete. Auch gut.
Genau das ist es, bei mir sind die Guten nicht nur gut und die Schlechten nicht nur schlecht. So wie im richtigen Leben. Der Mörder kann auch sympathische Züge haben, unter bestimmten Umständen kann jeder von uns morden. Vicky, meine neue Protagonistin ist eine hin- und hergerissene Frau. Sie ist im Moment nicht glücklich. Und dann läuft sie auch noch voll in die Scheiße. Dabei erzähle ich eigentlich gar nicht ihre Geschichte. Es sind die Personen dahinter, die ich wirklich sehr gern habe. Deren seelischer Zustand das eigentliche Thema von „Das 5. Gebot“ ist. Oh ja und ich liebe die Plätze, an denen „Das 5. Gebot“ spielt.
Wenn man an einem Roman schreibt, dann muss man sich jedes Mal, wenn man sich ransetzt, wieder in diese Welt hineinbeamen. Das macht man am besten, in dem man das liest, was man vorher geschrieben hat. Ich weiß nicht, wie viele Pakete Kleenex ist inzwischen vollgeweint habe. Es gibt Passagen in diesem Buch, die wirken bei mir direkt auf die Tränendrüse. Obwohl ich sie schon hundertmal gelesen habe, es fließt schon, wenn ich es nur überfliege. Ja, das 5. Gebot liegt mir nicht nur am Herzen, es geht mir ans Herz.
Und nun soll ich diese wunderbaren, gebrochenen, von Tragödie gezeichneten Menschen auf die Menschheit loslassen? Ach bleibt doch noch, es ist so schön. Deshalb gehe ich lieber spazieren, einkaufen, im Internet recherchieren, ich will sie nicht in die Welt lassen. Oder habe ich Angst, dass meine Leser sie nicht verstehen, sie nicht mögen werden?
„Herrgott, Mädel, du bist alt und erfahren genug, um zu wissen, dass deine Leser an genau den gleichen Stellen heulen werden wie du. Sie müssen Vicky und ihre Familie dafür nicht mögen.“ Mutti mal wieder. „Weißt du“, sagt meine Mutter, „ich habe mal in Bocca Raton einen wunderbaren Golflehrer gehabt. Er war igendwas um 80 und hatte die Geduld einer gemeinen Straßenkatze. Je länger ich trainiert habe, desto unsicherer wurde ich. Bei jedem Abschlag überlegte ich, ob ich richtig stehe, wie ich meine Hüften bewegen, wo ich meinen Kopf lassen sollte. Rudi, so hieß der Alte, hatte das in seinen über 60 Berufsjahren wohl öfter gesehen. Und dann hatte er einen Zaubersatz parat. Wenn ich anfing, mich zu verknoten, dann rief er
Just hit the ball!
Und genau das sage ich dir jetzt auch. Hör auf zu denken. Just hit the ball, baby.“
Danke Mama. Ich geh schreiben!
…genau so ist es Nika 🙂
Und auch mal exakt das Gegenteil von: „Wer schreibt, der bleibt!“ Denn was bei Skat durchaus zutreffen mag mit dem Spruch, das wird allein dem Autor böswillig angekreidet, wenn er einen Protagonisten „unscharf zeichnet“ – oder noch schlimmer, wenn er es wagt den Leser an der Nase rumzuführen, ihn gar „sich in jemanden verlieben lässt“ um ihn dann sang- und klanglos irgendwann „in die Tonne zu kloppen“. Im Vergleich dazu sind reale Geburtswehen nichts anderes als ganz “ gewöhnlicher Pipifax ! “
Fooooooooreeeee, fooooooreee !!! 🙂
Danke Stefan, ich habe eben Deine Adresszeile geändert. Ansonsten, duckt Euch!
Mach dir da mal keinen Kopp Nika 🙂
..ich hab da schon als Teenager Caddy ein paar Bälle abbekommen- aus grosser Distanz iss datt halb so wild – “ Und ne fette Kopfnuss erhöht durchaus die Konzentration & Denkfähigkeit…“ lautete der Lieblingsspruch meines Klassenlehrers am Gym :-))